Franken,  Wandern

Mein erster Eintrag für das „Internationale Volkssportabzeichen“ : IVV-Wandertag in Hallerndorf

Ende Februar fuhr ich in die oberfränkische Gemeinde Hallerndorf, um dort an einer Wanderveranstaltung teilzunehmen. Bereits Tage zuvor wurde ich durch einen Beitrag in einer Wandergruppe auf Facebook darauf aufmerksam. Jedoch konnte ich zu dieser Zeit noch nicht ahnen, wie sehr mir dieser Tag Glücksgefühle, Zufriedenheit und Hoffnung schenkte – sowie einen gewissen Ehrgeiz hervor lockte. 

So nehme ich dich in diesem Beitrag über meine erste Wanderung für das “Internationale Volkssportabzeichen“ in Bronze mit. Eine Wanderung, welche speziell für diesen Tag ausgeschildert wurde und so keinem bekannten Wanderweg folgte. Jedoch kannst du sie gerne mit meinen GPX-Daten nachwandern und vielleicht selbst in das Gefühlschaos kommen, welches mich auf diesem Abenteuer begleitet hat.

Inhaltsverzeichnis

🔸 Eckdaten der Wanderung
🔸 Bedenken, aber auch Hoffnung
🔸 Ein etwas anderer Start in Hallerndorf, als bisher gewohnt
🔸 Winterliche Monotonie im Wald
🔸 Stempel, Brötchen und weiter geht’s
🔸 Die ersten Störche in Willersdorf 
🔸 Eine malerische Stimmung bei Sonnenschein
🔸 Rechts das Ziel – Links der Kontrollpunkt
🔸 Durchgefroren, aber glücklich über den ersten Eintrag
🔸 Meine Tour auf Komoot

Eckdaten der Wanderung

Strecke ausgeschrieben: 11 Kilometer
Strecke tatsächlich gegangen: 9,78 Kilometer (und nein, ich habe keine Abkürzungen genommen)

Gehzeit ohne Pausen: 2 ½ Stunden

Wegmarkierung: keine (für diesen Wandertag gab es eine eigene Beschilderung)

Wegbeschaffenheit: ein breiter forstwirtschaftlicher Weg, sowie geteerte Wege

Highlight auf der Tour: (die ersten Störche an der) Pfarrkirche St. Bartholomäus in Willersdorf, Überquerung der Aisch, christliches Wegekreuz

Bedenken, aber auch Hoffnung

Etwas nervös, aber auch aufgeregt, fuhr ich Ende Februar in die oberfränkische Gemeinde Hallerndorf im Landkreis Forchheim. Das Wetter versprach für diesen Tag eine eisige Kälte, mit Wolken und Wind. Die Hoffnung, dass noch die Sonne herauskommen würde, hatte ich im warmen Bett gelassen – wo ich selbst am liebsten geblieben wäre…

Bereits am Abend zuvor hatte ich starke Zweifel, ob ich wirklich dieses Abenteuer unternehmen sollte. Das “Grau in Grau” am Himmel, welches seit Tagen das Wetter, sowie meine Stimmung beeinflusst, half bei dieser Entscheidung auch nicht wirklich – eher im Gegenteil. “Einfach nur im Bett liegen bleiben, die Decke über den Kopf ziehen und warten, bis es Frühling ist.

Aber mein Partner sah es anders, wofür ich ihm unter anderem auch sehr dankbar bin. “Du bist doch der Weltenspatz und du willst deinen Lesern zeigen, wie einfach ein Abenteuer ist. Das heißt nun auch, bei nicht kaiserlichem Wetter vor die Haustür zu gehen. Und wer weiß, vielleicht wird es gerade aus diesem Grund etwas einzigartiges und besonderes.

Und so kam es, dass ich dick angezogen im Auto saß, alles dabei hatte für eventuelle Regentropfen, und mich auf der Autobahn Richtung Forchheim befand. 

Die Nervosität und die Freude kam dann in Hallerndorf. Noch bevor ich einen freien Parkplatz gefunden hatte, kamen mir die ersten Wanderern entgegen. Die vielen parkenden Autos am Straßenrand verblüfften mich ebenfalls – Ich hätte nie damit gerechnet, dass sich so viele Menschen finden würden, um bei dieser eisigen Kälte eine Wanderung zu unternehmen. 

Der Gedanke, „Gleichgesinnte“ zu treffen, zauberte sofort ein Lächeln ins Gesicht und befestigte mein Vorhaben. Also ab zur Anmeldung und los geht’s.

Ein etwas anderer Start in Hallerndorf, als bisher gewohnt

Mit dem Lächeln im Gesicht, sowie der Stempelkarte in der Hand, verließ ich die Turnhalle von Hallerndorf und machte mich auf den Weg. An diesem Tag konnten wir Wanderer zwischen 2 Touren entscheiden: Eine kleine Runde von 6 Kilometer, die ideal für Familien mit kleinen Kindern, sowie die etwas größere Runde von 11 Kilometer, welche ich erwandern wollte.

Anders als bei den Marschveranstaltungen, an denen ich teilgenommen habe, gab es hier keinen festen Startpunkt. Mit einer größeren Spanne von ca. 5 Stunden konnten wir Wanderer uns anmelden und loslaufen. Genauso sah es auch beim Erreichen des Ziels aus. Wo man beim Mammutmarsch als Beispiel die 100km innerhalb von 24 Stunden erwandern sollte, konnte ich an diesem Tag mein Gehtempo selbst bestimmen und es so etwas gemütlicher angehen lassen. 

So kam es auch, dass ich andere Wanderer überholte, oder die mich überholten. Ohne einen gewissen Leistungsdruck zu wandern, aber trotzdem eine Art Gemeinschaft zu sein, war einfach nur herrlich gewesen.

Winterliche Monotonie im Wald

So ging ich mit ein paar Wanderern vor mir, und die Nächsten waren bereits hinter mir, durch die Gemeinde Hallerndorf. Vorbei an den Häusern am Wegesrand, wo der Vorgarten im Winter noch sehr kahl wirkte, bis ich schließlich über eine Brücke die Aisch überquerte, um kurz darauf in einen Waldabschnitt abzutauchen. 

Der Wind peitschte mir dabei die eisigen Temperaturen nur so gegen mich, so dass ich mir erhoffte, dass die Bäume im Wald den Wind etwas aufhielten. Ich konnte es kaum erwarten, die Baumreihe links neben mir bereits in ein paar Metern komplett um mich herum zu haben. 

Und als ob mein Wunsch erhört wurde, wurde der Wind etwas milder. Gefühlt gingen die Temperaturen auch etwas höher und brachten mich leicht zum Schwitzen. Es könnte aber auch daran liegen, dass ich für einen fast windstillen Waldspaziergang an diesem Tag etwas zu warm angezogen war. So nahm ich hin und wieder mal die Wollmütze vom Kopf, um mir eine kühle Erfrischung zu holen. 

Wo noch am Anfang ein kleiner Bach neben mir floss, wurde es bei der nächsten Abbiegung recht monoton. Meine Wanderweg führte nach rechts auf einen sehr langen, geraden Forstweg. Ich versuchte zwar, mir die Landschaft etwas genauer anzuschauen, doch bei jedem Schritt sah sie genau gleich aus.

Wenn man wie ich, eher alleine wandert, statt in einer Gruppe, kann so eine Monotonie der Landschaft ganz schön aufs Gemüt drücken. Statt eine Ablenkung mit Gesprächen zu haben, kam mir der Weg immer länger vor. Ich fühlte mich wie in einer Art Horrorfilm gefangen, wo der Protagonist einen Weg entlang läuft, zwar das Ende in der Weite sieht, aber egal wie schnell er läuft, nie ans Ende kommt. 

Dass gerade in solchen Momenten das persönliche Mindset sehr gefragt ist, ist mir bereits bei meinen Marschveranstaltungen aus den vergangenen Jahren bewusst geworden. Die Herausforderung ist es nicht, die gewisse Anzahl an Kilometer zu erwandern, sondern sich nicht von negativen Gedanken beeinflussen zu lassen und so vielleicht aufzugeben. Doch an diesem Tag fiel es mir besonders schwer – umso glücklicher war ich, als der lange gerade Teilabschnitt dann doch ein Ende fand 😅

Stempel, Brötchen und weiter geht’s

Nachdem ich den Waldabschnitt hinter mir gelassen hatte, kam bereits der erste Kontrollpunkt ins Sichtfeld. Ein kleines Häuschen an einem Weiher lud regelrecht zu einer Verschnaufpause ein. Als ich auch noch die anderen Wanderer erkannte, die mich bereits auf dem Weg überholt hatten, wurde meine Freude noch größer. Ich fragte mich, wie es denen wohl im Wald ergangen ist. Ob sie vielleicht gemerkt haben, wie monoton ein langer Forstweg in einem winterlichen Wald sein kann!?

Schnell schlüpfte ich ins Häuschen, um mir den ersten Stempel zu holen. Eine wohlige Wärme empfing mich, so dass mir erneut bewusst wurde, wie kalt es an diesem Tag war. Nun durfte ich bloß nicht den Fehler machen, dieser Wärme auch noch nachzugehen – ich wusste ganz genau, dass das Weitergehen so zu einer Qual werden würde. 

So schnappte ich mir ein belegtes Brötchen und ging wieder vor die Tür. Ich war wohl nicht alleine mit diesen Bedenken, da einige Wanderer sich mit ihrem Snack und dem warmen Getränk draußen am Weiher aufhielten. So genoss ich das Treiben um mich herum und kam regelrecht ins Staunen, als eine Familie mit kleinen Kindern den Weg zu uns fand.

Nach und nach kroch die Kälte unter meiner Jacke – ein Zeichen, dass ich weitergehen musste. Doch bevor es nun zurück nach Hallerndorf ging, musste ich erst noch die Gemeinde Willersdorf durchqueren. Dass sich meine Stimmung gegenüber diesem Wandertag sich noch um 180°C wendet, war mir im Vorfeld noch nicht bewusst gewesen. Ich stellte mich wieder auf eine winterliche Landschaft ein und folgte den Wanderern vor mir.

Die ersten Störche in Willersdorf

Je näher ich der Gemeinde Willersdorf kam, desto mehr brachen die Wolken am Horizont auf. Das leichte Blau verwandelte die kahle Winterlandschaft in den Vorgärten der Häuser sogar etwas zum Leben – sowie die einzelnen Sonnenstrahlen, welche die Hausfassaden angestrahlten. 

Ein ganz besonderes Augenmerk hatte jedoch der Kirchturm der St. Bartholomäus Kirche. Auf ihr befand sich nämlich ein Storchennest, wo bereits ein Storchenpaar es sich gemütlich machte. Als ich dieses erblickte, musste ich einfach nur lächeln, und mein Herz sprang dabei regelrecht vor Freude.

Gefühlt als Einzige blieb ich bei der Kirche stehen und schaute hoch zum Turm. Ein leises “Danke” schickte ich den Störchen zu und ging schließlich meinen Weg weiter. Als ob die Natur und das Wetter merkte, wie gut mir dieser Moment wirklich tat, veränderte sich von nun an alles.

Eine malerische Stimmung bei Sonnenschein

Die Sonne kam immer mehr hinter den Wolken hervor und zauberte malischere Aspekte in die Landschaft. Erst dieses wurde mir bewusst, als ich erneut die Aisch überquerte und die Natur viel anders wahrnahm, als ganz am Anfang meiner Wanderung.

Zum Beispiel wechselte ich auf der Brücke kurz die Straßenseite und schaute rüber zu dem Häuschen am Fluss. Seine gelbbraune Farbe passte hervorragend in die Kulisse des Flusses, und die kahlen Bäume am Flussufer rundeten dieses Bild noch passend ab. Mit dem leichten Spiel aus Schatten und Licht entstand so eine Kulisse, die ich am liebsten in diesem Moment nachgemalt hätte.

Für mich ging es auf offener Fläche weiter Richtung Hallerndorf. Vorbei an einem christlichen Wegkreuz, welches zur Zeit vom Coronavirus aufgestellt wurde. Ich selbst bin zwar nicht christlich, dennoch gingen mir die Worte dort sehr nahe. Es verdeutlicht in diesem Moment, wie sehr sich unsere Welt in einer relativ kurzen Zeit verändert hat, und wir alle die Auswirkungen spüren – ob nun direkt oder indirekt betroffen.

Für mich war die Corona-Zeit ebenfalls eine schwere Phase meines Lebens gewesen. Aber mit einem Lebenswandel und die damit verbundenen Hoffnung schaffte ich es, mich wieder auf meinem Weg zurechtzufinden. Und diesen Wandel, sowie die Hoffnung, trage ich immer noch in mir und bin sehr dankbar dafür, dass ich einen neuen Lebensweg gehen durfte.

Rechts das Ziel – Links der Kontrollpunkt

Die Hoffnung auf dieses Projekt, das “Internationale Volkssportabzeichen” in Bronze  zu bekommen, flammte immer mehr auf. Nur noch 2 Kilometer lagen zwischen mir und dem Ziel. Der Wind wurde immer kräftiger und peitsche die eisige Kälte gewaltig in mein Gesicht – doch Schritt für Schritt ging ich den Weg weiter voran. 

Doch was war das? An einer Kreuzung ging es rechts ab zum Ziel, links war jedoch ein weiterer Kontrollpunkt gewesen. Ich fragte mich erst, ob es etwas ausmachen würde, wenn ich ohne den 2. Stempel zurück in die Sporthalle kam. Verwarf jedoch gleich darauf den Gedanken und ging die knapp 100 Meter hoch zum Kontrollpunkt.

Am Häuschen angekommen, feierten bereits die ersten Wanderer ihren Erfolg. Ob ihnen bewusst war, dass es sich hierbei noch nicht um das Ziel handelt, während sie mit ihrem Schnaps anstoßen?! Ich beobachtete das Geschehen und freute mich innerlich mit ihnen. Wer weiß, vielleicht erging es ihnen an diesem Tag genauso wie mir und freuten sich jetzt über den herrlichen Sonnenschein 😉 

Doch nun hieß es zurück zur Sporthalle, um meinen kleinen Erfolg zu dokumentieren und selbst zu feiern. Nicht mehr knapp ein Kilometer lagen vor mir und die Strecke kannte ich bereits durch die Anfahrt mit dem Auto.

Durchgefroren, aber glücklich über den ersten Eintrag

Durchgefroren, aber glücklich betrat ich die Sporthalle, ging die Stufen herunter und zu dem Stand hin, wo ich die Stempelkarte gegen meinen neuen Teilnehmerpass tauschte. Vielleicht wunderten sich die Männer am Stand, warum ich so glücklich wirkte, regelrecht vor Freude sprühte – jedoch konnten sie ja nicht ahnen, wie es mir vorher ging, was ich innerlich mit meiner psychischen Erkrankung durchmachen und erleben durfte, und dass jedes Abenteuer von mir auch ein Entschluss ist, gegen meine Erkrankung zu kämpfen. 

Ich ließ sie im Ungewissen, holte mir mein wohlverdientes Radler, und schaute mit einem Lächeln auf das kleine Heft vor mir. Der erste Schritt ist getan – ich habe mich einer neuen Herausforderung gestellt. Nun heißt es für mich, dran zu bleiben und diesen Traum des Bronze-Abzeichen auch zu verwirklichen.

Ich weiß, dass es für die anderen Wanderer etwas leichter wird, da diese Veranstaltungen meistens am Wochenende stattfinden. Jedoch arbeite ich selbst jedes Wochenende von Freitag bis Montag, so dass mir immer nur mein freien Tage unter der Woche bleiben. Doch bereits im Vorfeld entdeckte ich auf der Seite des “DVV”, dass es vereinzelt auch Wanderungen unterhalb der Woche gibt, sowie permanente Wanderwege, welche man zu jeder Jahreszeit und Wochenzeit erwandern kann. 

Ich bin selbst gespannt, wohin mich die Reise des “Internationalen Volkssportabzeichen” führt. Denn hin und wieder werde ich wohl Franken verlassen, um die Natur in anderen Bundesländern auch kennenzulernen. Und auf dieser Reise, bis hin zu meinem Bronze-Abzeichen, werde ich dich nun Stück für Stück mitnehmen. 

Mit anderen Worten: Der erste Schritt ist getan… Mal sehen, wo der Zweite stattfindet

Meine Tour auf Komoot

2 Kommentare

    • Weltenspatz

      Vielen lieben Dank für diese tollen Worte.
      Leider hatte ich bisher noch nicht das Glück gehabt, weiter an einer IVV-Wanderung dran teilzunehmen. Aber zum Glück läuft mir ja das Volkssportabzeichen nicht davon.

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