Franken,  Wandern

TraumRunde Abtswind

Hier in Unterfranken, genauer gesagt im Landkreis Kitzingen – wo auch der Weltenspatz seine neue Heimat gefunden hat – gibt es 15 TraumRunden zum Wandern. Je nach Region und Länge der Wegstrecke kommt man an so einige kulturelle, aber auch landschaftlichen Highlights vorbei. Dabei läuft der Weg zwischen den Weinbergen hindurch, an Wiesen entlang, sowie durch schattige Waldabschnitte. Das Wanderglück wäre so schon vorprogrammiert. 

Ich selbst war schon auf so “einigen” TraumRunden unterwegs gewesen. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Iphöfer, sowie die Markt Einersheimer Runde fast vor meiner Haustür entlang laufen. Doch ich muss gestehen, dass ich die anderen TraumRunden so gut wie gar nicht kenne, ausgenommen noch die Dornheimer und Dettelbacher Runden. 

Durch einen Podcast von Christo Förster erfuhr ich von einem Wanderer, der alle Wege nur EINMAL wandert. Selbst seine Abendrunden mit dem Hund versucht er immer anders zu gestalten, um so keine Routine rein zu bekommen, bzw. das Glücksgefühl des Entdecken zu entflammen. 

Von dieser Idee infiziert setzte ich mir selbst diese Herausforderung: Alles – aber nur einmal! Für den Anfang der vielen Wanderwege, die nun vor mir liegen, entschied ich mich für die TraumRunden im Kitzinger Land, um so auch wirklich alle 15 Runden kennenzulernen. Und der genaue Start dieser Challenge macht die TraumRunde Abtswind, welche mich mit ihren 9 Kilometern zum Staunen, Entschleunigen, aber auch zum Fluchen brachte. 

Inhaltsverzeichnis

🔸 Eckdaten der Wanderung
🔸 Unvorbereitet am Wanderparkplatz Hasenberg
🔸 Auf schmalen Pfaden zwischen Wiesen, Weinreben und Wald
🔸 Ein Abstecher zum alten Steinbruch
🔸 Erfrischung bei der Vinothek Behringer
🔸 Auf einem alten Hohlweg in den Steigerwald
🔸 Ruhe und Entschleunigen im sommerlichen Waldabschnitt
🔸 Traumhafter Weitblick auf dem Frankenblick
🔸 Mein persönliches Fazit zur TraumRunde Abtswind
🔸 Meine Tour auf Komoot

Eckdaten der Wanderung

Strecke ausgeschrieben: 8,3 Kilometer
Strecke tatsächlich gegangen: 8,9 Kilometer (Aufgrund des Abstecher zum alten Steinbruch)

Gehzeit ohne Pausen: 2 ½ Stunden

Wegbeschaffenheit: schmale Pfade, breite Forstwege, sowie geteerte Wege

Highlight auf der Tour: schmale Pfade im schattigen Wald, der alte Steinbruch, Besuch der Vinothek Behringer, Frankenblick mit traumhaften Weitblick

Unvorbereitet am Wanderparkplatz Hasenberg

Letzte Woche fuhr ich nach Abtswind, um mich dort meiner neuen Herausforderung zu stellen. Mit einem herrlichen Frühsommertag –  einem blauen, wolkenlosen Himmel, sowie einer freudig strahlenden Sonne – wollte ich mich so auf den Spuren der TraumRunde Abtswind bewegen. 

So stellte ich mein Auto auf dem Wanderparkplatz Hasenberg ab und ging zur Informationstafel dieser TraumRunde. Erst hier merkte ich, wie unvorbereitet ich war und musste erstmal die Entscheidung treffen, wie ich eigentlich wandern möchte. 

Würde ich gegen den Uhrzeigersinn laufen, käme ich nach 1 Kilometer bereits beim Aussichtspunkt Frankenblick an. Doch im Uhrzeigersinn käme ich als erstes zum alten Steinbruch und hätte den Weitblick als Ende dieser Runde gehabt. Nun darfst du erstmal raten, für welche Variante ich mich entschieden habe… Und natürlich wanderte ich die TraumRunde im Uhrzeigersinn ab, um so den Ausblick am Ende dieser Tour zu genießen 😅

Auf schmalen Pfaden zwischen Wiesen, Weinreben und Wald

Dass ich weiterhin unvorbereitet war, merkte ich auch gleich nach den ersten Schritten auf dieser Runde. Kaum hatte ich den Wanderparkplatz verlassen, ging es auf einem schmalen Pfad an einer Sommerwiese entlang. Hin und wieder spendete mir der Waldsaum ein wenig Schatten vor der Sonne, was bei diesen sommerlichen Temperaturen sehr angenehm war – jedoch streiften auch die Grashalme meine nackten Beine, da ich mich für diesen Tag für eine kurze Hose entschieden habe. 

Für Außenstehende musste dieser Anblick von mir wohl sehr komisch gewesen sein. Voll gepackt mit einem großen, orangefarbenen Wanderrucksack ging ich eher storchenartig  meinen Weg voran. Über mich selbst fluchend, wieso ich mich nur für eine kurze Hose entschieden habe, ging ich vorsichtig Schritt für Schritt, ohne viel Kontakt mit dem Gras zu haben, an den Weinbergen entlang.

Mit einem Abstecher auf einem schmalen Pfad ging es schließlich für ein kurzes Stück in den Waldsaum hinein. Dankbar über die leichte Kühle unter den schattigen Bäumen, inspizierte ich nun erst einmal meine Beine ab. Vorweg muss ich nun gestehen, dass ich ein wahrer Zeckenmagnet bin – was teilweise meine Outdoor-Abenteuer auch erschwert, besonders dann, wenn man sich für kurze Kleidung entschieden hat. Doch zu meinem Glück hatte ich nur 4 kleine Zecken gehabt, die noch auf meinen Beinen herum krabbelten und sich noch nicht fest gesaugt hatten.

Genau in diesem Moment kamen Zweifel in mir auf: “Sollte ich diese Runde abbrechen und wieder umkehren? Schließlich weiß ich ja nicht, wie die weiteren Wege sind und ich vielleicht dementsprechend falsch angezogen bin.” Doch ich entschied mich für das Weitergehen – denn schließlich hatte ich so gerade mal knapp einen Kilometer geschafft und müsste erneut storchenartig die Wiese durchqueren 😅 

Ein Abstecher zum alten Steinbruch

Als ich aus dem Wald trat, wurde zum Glück der Weg etwas breiter. Erneut ging ich an den Weinreben entlang, bis ich schließlich zu einer Kreuzung kam. Würde ich nun der TraumRunde Abtswind folgen, müsste ich links abbiegen – doch wenn ich von hier aus geradeaus den Berg hoch ging, käme ich so zum ersten Wanderhighlight.

Um die Entscheidung für mich etwas einfacher zu machen, stand direkt neben dem Wanderkreuz eine alte Lore mit einer Informationstafel zum Steinbruch. In 200 Metern sollte sich der Steinbruch befinden, was dementsprechend kein großer Umweg sein würde.

Mir kam meine persönliche Herausforderung wieder in den Sinn: “Alles – aber nur einmal!“ Würde ich nun diese Chance nicht nutzen, um zu dem Steinbruch zu gehen, wer weiß, wann ich sonst eines Tages hier wieder unterwegs sein würde. So ging ich nun geradeaus den Berg hoch, und bereits nach einigen Schritten kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Der Steinbruch selbst war eigentlich nur noch zu erahnen gewesen, da sich die Natur diesen Platz der Zerstörung wieder erobert hat. Mit Büschen und Bäumen an der Schnittkante des Schilfsandsteines, wirkte es regelrecht dreidimensional. Sogar unten am Bodenrand, wo der Fahn optisch passend zu einem “Lost Place” gehört, wirkte alles stimmig und richtig. 

Enttäuscht von diesem Anblick war ich nicht gewesen, sondern eher glücklich und respektvoll. Ich blieb dort eine Weile stehen und ging den Gedanken nach, wie lange es wohl gedauert hat, bis die Natur dieses Gebiet soweit zurückerobert hat. Einige Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte. Und wer weiß, wie lange es wohl noch dauern würde, bis die letzten Details des alten Steinbruchs unter der Natur verschwunden sind.

Erfrischung bei der Vinothek Behringer

Zurück am Wegkreuz bog ich nun auf die weiterführende TraumRunde Abtswind ab. Entlang der Bäume ging es erneut storchenartig den Wanderweg an der Wiese entlang. Anscheinend ist das Gras in den letzten Tagen, bzw. Wochen gewaltig in die Höhe gewachsen, da ich den Wanderweg nur teilweise sehen oder erahnen konnte. Doch ich merkte, dass ich wohl nicht die Einzige bin, die diesen Wanderweg suchte. Hin und wieder waren leichte, ausgetretene Spuren eines Weges zu sehen, wo bereits das Gras etwas niedergetreten wurde.

Da diese Hürde nun auch geschafft war, ging es ein kurzes Stück an der Straße entlang, bis ich schließlich zur Vinothek Behringer ankam. Mit einem Blick zum leeren Wildgehege verflog auch meine Hoffnung, hier eine Rast einlegen zu können. Denn laut der Informationstafel können die Wanderer der TraumRunde hier einkehren und sich mit Getränken und Speisen stärken.

Allein aus dem Grund, dass ich eher unter der Woche wandern gehe, habe ich relativ viel das Pech, dass Sehenswürdigkeiten, Gaststätten und Restaurants geschlossen sind. Diese öffnen eben, sowie auch das Restaurant wo ich arbeite, meistens erst am Freitag wieder. Dementsprechend habe ich immer Verpflegung mit dabei, doch gegen ein kühles Getränk und etwas anderes als Sandwiches hätte ich auch nichts zu sagen.

Als ich langsam auf dem Parkplatz Richtung Eingang ging, wurde ich gefragt, ob ich hier etwas suche. Ich fragte den Herrn, ob ich hier vielleicht etwas zu Essen und Trinken bekommen könnte. Ehrlich gesagt habe ich bereits mit einem “Nein, wir haben heute geschlossen” gerechnet, doch seine Antwort überraschte mich sehr. 

„Trinken können Sie gerne etwas, nur leider kann ich Ihnen nichts zu essen anbieten. Außer, ich müsste mal schauen.“ Dankend habe ich das Angebot mit dem Essen abgelehnt, da ich keine weiteren Umstände machen wollte. Während er für mich die Weinschorle fertigte, erzählte er mir, dass es am Wochenende eher Speisen gäbe.

Auf einem alten Hohlweg in den Steigerwald

Mit dieser erfrischenden Stärkung ging es für mich ab in den Steigerwald. Bereits beim Betreten des Waldes wurde mir bewusst, dass wohl hier die “geliebten” Höhenmeter auf mich warteten. Vielleicht lag es an dem kleinen Alkoholspiegel in meinem Blut, denn ich ging langsam und fast gemütlich (und ohne zu fluchen und zu schimpfen, wieso ich mir so etwas immer wieder antue) auf einem alten Hohlweg den Berg hinauf.

Zu meiner rechten und linken Seite befand sich ein kleiner Erdwall. Sofort kamen mir die Erinnerungen vom 1. April 2022 hoch, wo ich zusammen mit meinem Vater ein Schneeabenteuer bei Wiesenbronn unternahm → mit einem Klick zum Abenteuer-Video auf YouTube 

Wir wanderten dort ebenfalls im Steigerwald umher und stießen zum Schluss auf einen Hohlweg. Der einzige Unterschied ist, dass wir damals den Hohlweg runter gingen, und ich diesen nun auf der TraumRunde Abtswind hoch wanderte. Für meinen Vater fühlte es sich damals so an, als ob er in einer Bobbahn wäre. Rechts und links von ihm befand sich eine Schneewand und der Weg ging teilweise rutschig nach unten. Er jubelte regelrecht vor Freude – und noch heute spricht er sehr gerne mit einem Lächeln im Gesicht über diesen Wegabschnitt. 

Während ich so in den Erinnerungen vertieft war, dachte ich schließlich an meinen Vater und sagte in Gedanken zu ihm: “Und so fühlt sich die Sommer-Bobbahn beim Hochziehen an.” Gleich darauf musste ich los lachen und überlegte mir, was wohl mein Vater dazu sagen würde 😅 

Ruhe und Entschleunigen im sommerlichen Waldabschnitt

Sobald ich den Hohlweg hinter mir gelassen habe, ging es ein ganzes Stück durch einen sommerlichen, grünen Waldabschnitt. Hin und wieder hörte ich die Blätter im Wind rascheln, die Vögel ihre Lieder singen, sowie die Hummeln und Bienen von Blüte zu Blüte summen. 

Dadurch, dass ich hier keinen Ausblick oder Fernblick hatte, blieb mein Auge immer direkt an dem haften, was direkt vor mir auf dem Weg liegt und passiert. Hätte ich nicht immer die Wegmarkierung, sowie Wegkreuze gesehen, käme mir eher das Gefühl hoch, hier auf einem gemütlichen Waldspaziergang unterwegs zu sein, statt auf einer 9 Kilometer langen Wanderung.

So nach und nach merkte ich, wie meine Aufmerksamkeit sich auf mein Inneres richtete. Gedanken kamen, aber gingen auch gleich wieder. Mein Atmen wurde ruhiger, und das Gefühl einer grenzenlosen Gelassenheit breitete sich in mir aus. Mit diesem fast 3 Kilometer langen Wegabschnitt durch den Steigerwald kam ich zur inneren Ruhe und zum Entschleunigen.

Traumhafter Weitblick auf dem Frankenblick

Allmählich ging es langsam, aber stetig bergab. Ein Zeichen dafür, dass ich mich wohl vom Berg wieder hinunter bewege und bald am Startpunkt ankommen werde. Aber halt, war da nicht noch ein Wander-Highlight, auf welches ich mich schon sehr gefreut habe?!

Mein Weg führte mich durch eine kleine Tür, kurz darauf musste ich ein paar Stufen nach unten gehen und schon konnte ich in die Weite schauen. Vor mir lag die Aussichtsplattform Frankenblick, welche mit ihren 2 Bänken und einem Tisch zu einer herrlichen Rast einladen. Doch bevor ich dies tat, blieb ich erstmal weiter oben stehen.

Zu meiner rechten Seite befand sich ebenfalls eine Sitzbank, die genauso einen tollen Weitblick versprach. Ich setzte mich zwar nicht auf sie, doch ich blieb ein wenig neben ihr stehen und genoss so den Ausblick auf Abtswind. „TraumRunde Abtswind – noch 1 Kilometer, dann hätte ich dich auch geschafft und somit den Start meiner neuen Herausforderung gemeistert,“ ging es mir dabei durch den Kopf.

Doch bevor ich nun zum Wanderparkplatz Hasenberg ging, wollte ich noch den Blick in die Ferne beim Frankenblick genießen. Meinen Rucksack legte ich bereits auf den Tisch, bevor ich an das Mäuerchen heran ging. Ein traumhafter Blick zum Steigerwald, sowie zu der Gemeinde Castell, welche man an der Kirchturmspitze erkennen konnte. Entlang von Weinbergen, Feldern und Wiesen, bis  schließlich die Gemeinde Abtswind ins Blickfeld kam. Gelesen habe ich, dass man von hier aus, an guten Tagen, sogar einen Blick bis in die Rhön haben sollte – doch dieser blieb mir eher verwehrt.

Glücklich über diesen Moment ging ich zurück zum Tisch. Öffnete meinen Rucksack und nahm meine selbstgemachten Sandwiches heraus. Es wäre doch zu schade gewesen, wenn ich sie wieder mit nach Hause nehmen würde. Mit einem Lächeln im Gesicht, sowie den Gefühlen von Glück, Stolz und Bewunderung biss ich herzhaft in das Stückchen Brot in meinen Händen.

Mein persönliches Fazit zur TraumRunde Abtswind

TraumRunde Abtswind – du warst für mich ein Segen und ein Fluch gewesen. Zeigtest mir, wie schön die Natur sich erholen kann, was wir Menschen kaputt machen. Brachtest mich zu einem storchenartigen Tanz, nur um keine weiteren kleinen Lebewesen an meinen Körper zu bringen. Du hast mir aber auch gezeigt, wie hilfsbereit Menschen sein können, wenn man selbst den Mut dazu hat, mit ihnen zu reden. Und du hast meiner Seele gut getan, indem du mich entschleunigt und zur Ruhe brachtest. 

Ich bin froh, dass ich dich gelaufen bin, und wünsche somit allen Wanderern, die sich nach mir auf dieser Tour befinden, ebenfalls wunderschöne Glücksmomente. Darauf, dass sie sich auf das „Hier und Jetzt“ konzentrieren und so die Freude an den kleinen Dingen im Leben stark genießen können.

Meine Tour auf Komoot
Über die Autorin Shelly

Als ein geborenes Ostseekind habe ich eine gewisse Hass-Liebe gegen die Höhenmeter entwickelt. Schließlich war es in meiner Heimat eher flach als bergig gewesen – wobei die Franken ja auch behaupten, dass es hier Hügel und keine Berge sind. Doch ich liebe es, hoch auf eine Anhöhe oder einen Berg zu gehen – denn meistens überrascht mich dort ein toller Ausblick.

3 Kommentare

  • Michaela

    Liebe Shelly,

    wie schön, endlich jemanden gefunden zu haben, der in dieser wunderschönen Ecke Frankens in der Natur herumstreift und über ihre kleinen Abenteuer berichtet. Auf meiner imaginären Landkarte mit Wanderungen sieht es bis auf die Traumrunde Schwanberg noch sehr leer aus. Herrlich, dass du mit so viel Elan und Herzblut deine Touren beschreibst. Ich komme sicher häufig wieder, um mir neue Inspirationen von dir zu holen.

    LG und mach weiter so,

    Michaela

    • Weltenspatz

      Hallo Michaela,

      vielen lieben Dank erstmal für diesen lieben Kommentar. Es freut mich sehr, nun eine neue Leserin zu haben. Und wer weiß, vielleicht wanderst du eines Tages einer meiner Touren nicht nur in der Fantasie von meinem Beitrag nach, sondern in echt und kannst so das eine und andere Abenteuer erleben. Ich freu mich schon, dir so weitere Inspirationen zu liefern.

      Viele liebe Grüße und fühle dich herzlich umarmt,
      Shelly

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